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Bamberg, KI und die Medien 2025: Was Kleinst- und Kleinunternehmen aus dem aktuellen Fall lernen können

Geschrieben von Arno Schimmelpfennig | Dec 11, 2024 1:48:16 PM

Ende November 2024 sorgte ein Vorfall im bayerischen Bamberg für Aufsehen: Eine lokale Wochenzeitung veröffentlichte einen Artikel zur anstehenden OB-Wahl, der sich später als fragwürdig erwies. Die Redaktion berief sich auf technische Pannen und den Einsatz künstlicher Intelligenz (KI), um Zeit zu sparen. Dieser Fall ist mehr als eine regionale Kuriosität – er steht exemplarisch für eine Entwicklung, die im Jahr 2025 und darüber hinaus die gesamte deutsche Medien- und Unternehmenslandschaft prägen wird. Insbesondere für Kleinst- und Kleinunternehmen zeigt sich hier, dass der wachsende Einsatz von KI sorgfältige Kontrollen und eine klare Verantwortungsstruktur erfordert.

Vorab-Info zu den Medientrends 2025: Branchenexperten prognostizieren eine vollständige Integration von KI in alltägliche Medienprozesse. Dies erfordert jedoch größere Transparenz und ethische Standards, da Verbraucher*innen zunehmend kritisch auf KI-gestützte Interaktionen reagieren. Laut aktuellen Einschätzungen steigt der Druck auf Verlage, Sender und Online-Medien, ihre Prozesse offenzulegen und sich an strengere Richtlinien zu halten. Auf diese Weise sollen Qualitätsstandards gewährleistet und Vertrauen erhalten bleiben. (2)

 

Der Bamberger Vorfall:
Ein Blick hinter die Kulissen

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich von dem Vorfall in der Bamberger Wochenzeitung WOBLA hörte. Es war ein typischer Novembertag, und die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Ein Artikel zur Kommunalwahl 2026 hatte eine Kandidatin in den Himmel gelobt und sich dabei auf ein „großes Meinungsforschungsinstitut“ berufen, das sich später als CSU-Quelle herausstellte. Die angebliche Tradition von 20-jährigen WOBLA-Umfragen, die im Artikel erwähnt wurde, war ebenfalls nicht belegbar. Als die Kritik lauter wurde, erklärte die Redaktion, sie habe KI-Tools verwendet, um Zeit zu sparen, Daten zu analysieren und Kommentare zu generieren. Doch trotz der technologischen Unterstützung blieb die Verantwortung für die Einhaltung der presseethischen Standards bei der Redaktion.

 

Trends 2025: Wirtschaftliches Potenzial und regulatorische Rahmenbedingungen

Der Fall fügt sich in einen größeren Trend ein: Immer mehr Unternehmen – ob Medienhäuser, Beratungsfirmen oder klassische Mittelständler – setzen KI ein, um Prozesse zu beschleunigen und Kosten zu reduzieren. Laut einer Studie der eco – Association of the Internet Industry ist bei flächendeckender KI-Implementierung bis 2025 ein BIP-Wachstum von über 13 Prozent realistisch, was einem Gesamtpotenzial von etwa 488 Milliarden Euro entspricht. (3)
Gleichzeitig steigen die Anforderungen von Kunden, Behörden und Partnern an Transparenz und Glaubwürdigkeit. Regulatorische Vorhaben auf EU-Ebene, wie der AI Act, sollen Leitlinien setzen, um Missbrauch und Qualitätsmängel einzudämmen.

 

Relevanz für Kleinst- und Kleinunternehmen

Warum ist dieser Fall für den deutschen Mittelstand so bedeutsam? Kleinst- und Kleinunternehmen stehen oft unter starkem Wettbewerbsdruck und sehen in KI eine Chance, mit begrenzten Ressourcen professionelle Kommunikation und Marketingprozesse zu realisieren. Doch Vorsicht: Wer sich allein auf die Technologie verlässt, riskiert Vertrauensverluste. Fehlerhafte Informationen, unklare Quellen oder unseriös wirkende Inhalte können langfristig das Image schädigen.

Die Lehre aus dem Bamberger Vorfall ist klar und deutlich: Künstliche Intelligenz sollte als ein mächtiges Werkzeug betrachtet werden, das Unternehmen dabei unterstützen kann, ihre Prozesse zu optimieren und effizienter zu gestalten. Sie ist jedoch keineswegs ein Autopilot, der die volle Kontrolle übernehmen kann oder sollte. Unternehmen müssen sich bewusst sein, dass die Verantwortung für die Inhalte, die sie veröffentlichen, und die Entscheidungen, die sie treffen, stets bei ihnen selbst liegt. Es ist unerlässlich, dass sie die von KI generierten Informationen sorgfältig prüfen und sicherstellen, dass diese den ethischen und qualitativen Standards entsprechen, die sie sich selbst gesetzt haben. Nur so können sie das Vertrauen ihrer Kundinnen und Partnerinnen bewahren und langfristig erfolgreich sein.

 

Messbare Vorteile für Unternehmen

 

Entgegen häufiger Befürchtungen ist KI kein reiner Job-Killer. Vielmehr zeigt eine Studie des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), dass Unternehmen, die KI in ihre Prozesse integrieren, eine um 1,3 Prozentpunkte höhere Umsatzrendite erzielen, was zu einem Anstieg auf durchschnittlich 6,4% führt. Diese Effizienzsteigerung ist jedoch nur ein Teil des wirtschaftlichen Potenzials, das KI bietet. Besonders bemerkenswert ist, dass KI nicht nur bestehende Arbeitsplätze sichert, sondern auch neue schafft: Allein in Deutschland sind durch die Implementierung von KI-Technologien etwa 48.000 neue Stellen entstanden. Diese Entwicklung verdeutlicht, dass KI, wenn sie strategisch und verantwortungsvoll eingesetzt wird, nicht nur Effizienzgewinne bringen kann, sondern auch als Katalysator für wirtschaftliches Wachstum dient. Für Kleinst- und Kleinunternehmen bedeutet dies, dass sie durch den gezielten Einsatz von KI nicht nur ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern, sondern auch aktiv zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beitragen können. In einer Zeit, in der der Druck auf Unternehmen wächst, sich an neue Technologien anzupassen, zeigt sich, dass KI eine wertvolle Ressource ist, die weit über die bloße Automatisierung hinausgeht und als Motor für Innovation und Expansion fungiert.

 

 

Lehren und Handlungsoptionen für KMU

In einer Zeit, in der technologische Innovationen und globale Vernetzung die Geschäftswelt rasant verändern, stehen Kleinst- und Kleinunternehmen (KMU) vor der Herausforderung, nicht nur wettbewerbsfähig zu bleiben, sondern auch ihre ethischen und rechtlichen Verpflichtungen zu erfüllen. Eine bewusste Auseinandersetzung mit diesen Aspekten hilft KMU nicht nur dabei, die rechtlichen Anforderungen, die durch nationale und internationale Vorschriften vorgegeben sind, zu erfüllen, sondern auch, ihre eigenen ethischen Ansprüche und Werte in der Unternehmenspraxis zu verankern. Indem sie sich intensiv mit den technologischen und produktionstechnischen Herausforderungen auseinandersetzen, können KMU sicherstellen, dass ihre Geschäftsprozesse nicht nur effizient, sondern auch verantwortungsvoll gestaltet sind. Dies bedeutet, dass sie nicht nur die gesetzlichen Mindeststandards einhalten, sondern auch darüber hinausgehen, um eine Unternehmenskultur zu fördern, die auf Integrität, Transparenz und ethischer Verantwortung basiert. Auf diese Weise können sie das Vertrauen ihrer Kunden und Partner stärken und sich als Vorreiter in einer zunehmend digitalisierten und automatisierten Welt positionieren.

  1. Transparenz und Kontrolle: Vor jeder Veröffentlichung sollten KI-generierte Inhalte von einer menschlichen Redaktion geprüft werden.
  2. Verantwortungskultur etablieren: Die Schuld an Fehlern nicht auf Maschinen schieben – Unternehmen sollten eine klare Corporate-Governance-Struktur pflegen, in der Verantwortlichkeiten klar geregelt sind.
  3. Weiterbildung der Mitarbeiter: KI-Kompetenzen gehören 2025 zur Grundausstattung. Schulungen helfen Teams, KI-Ergebnisse kritisch zu hinterfragen.
  4. Klare Qualitätsstandards definieren: Um Reputation zu schützen, sollten KMU interne Richtlinien erstellen, die festlegen, welche Informationen wie geprüft werden.

Ethische Herausforderungen:
Aktuelle Forschung identifiziert zwei zentrale ethische Herausforderungsbereiche beim KI-Einsatz in Medien und Kommunikation:

  • Technologiebezogene Aspekte wie algorithmische Verzerrungen
  • Produktionsbezogene Risiken wie Fehlinformation und Kommerzialisierung (5)

Eine bewusste Auseinandersetzung mit diesen Aspekten hilft Kleinst- und Kleinunternehmen (KMU) nicht nur dabei, die rechtlichen Anforderungen, die durch nationale und internationale Vorschriften vorgegeben sind, zu erfüllen, sondern auch, ihre eigenen ethischen Ansprüche und Werte in der Unternehmenspraxis zu verankern. Indem sie sich intensiv mit den technologischen und produktionstechnischen Herausforderungen auseinandersetzen, können KMU sicherstellen, dass ihre Geschäftsprozesse nicht nur effizient, sondern auch verantwortungsvoll gestaltet sind. Dies bedeutet, dass sie nicht nur die gesetzlichen Mindeststandards einhalten, sondern auch darüber hinausgehen, um eine Unternehmenskultur zu fördern, die auf Integrität, Transparenz und ethischer Verantwortung basiert. Auf diese Weise können sie das Vertrauen ihrer Kunden und Partner stärken und sich als Vorreiter in einer zunehmend digitalisierten und automatisierten Welt positionieren.

 

Journalistische Verantwortung in Zeiten der KI

In der heutigen Geschäftswelt, die von rasanten technologischen Veränderungen geprägt ist, stehen Kleinst- und Kleinunternehmen vor der Herausforderung, sich nicht nur an neue Technologien anzupassen, sondern auch ethische Standards zu wahren.

Der Europarat hat neue Richtlinien für die verantwortungsvolle Implementierung von KI-Systemen im Journalismus verabschiedet. Diese umfassen den gesamten Produktionsprozess – von der Entscheidung für KI-Systeme bis zur Integration in die professionelle Praxis – und sollen Medienhäuser dazu anhalten, KI als unterstützende, nicht jedoch verantwortungsbefreiende Technologie einzusetzen. (4)

Für KMU und lokale Medienanbieter wird damit deutlich: Journalismus und Unternehmenskommunikation erfordern trotz – oder gerade wegen – KI-Einsatz weiterhin hohe Sorgfaltspflicht und Integrität.

 

Fazit: KI als Chance – mit Bedacht genutzt

Der Bamberger Vorfall hat mir die Augen geöffnet: Künstliche Intelligenz kann zwar Abläufe erleichtern, darf jedoch nicht als Entschuldigung für fehlende Sorgfalt dienen. Für kleine und mittelständische Unternehmen in Deutschland bedeutet dies, dass der kluge Einsatz von KI, gepaart mit strengen Kontrollen und einem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein, Effizienzvorteile bringen kann, ohne das Vertrauen der Kundschaft zu gefährden. Das Jahr 2025 wird entscheidend sein, um zu erkennen, wer KI lediglich als Werkzeug betrachtet und wer sie verantwortungsvoll und strategisch in die Geschäftsprozesse integriert.

 

Quellen:
(2) Branchenexpertenprognosen zur Integration von KI in Medienprozessen.
(3) eco – Association of the Internet Industry: Studie zum BIP-Wachstumspotenzial durch KI.
(4) Europarat: Richtlinien für verantwortungsvolle KI-Implementierung im Journalismus.
(5) Forschung zu ethischen Herausforderungen im KI-Einsatz.
(6) ZEW-Studie zu Umsatzrendite und Beschäftigungseffekten durch KI-Einsatz.